»Eine Verteidigung des Individuums gegen die Invasion einer Welt aus Maschinen und Waren.« Alain Touraine

408 Seiten, 20.4 × 13.5 cm, Klappenbroschur
ISBN 978-3-85869-429-4, 1. Auflage
Erschienen am 01.08.2010

Kritik der ökonomischen Vernunft

Sinnfragen am Ende der Arbeitsgesellschaft

Aus dem Französischen von Otto Kallscheuer
Vorwort von Otto Kallscheuer
EUR 29,00 Alle Preisangaben inkl. MwSt.

André Gorz gehört zu jenen Globalisierungskritikern, die die gegenwärtige wirtschaftskrise bereits vor Jahren beschrieben haben. Alles andere als ein Zufall, dass er heute intensiv gelesen und diskutiert wird.
Der Rotpunktverlag macht nun Gorz’ Hauptwerk neu zugänglich. Darin zeigt er auf, wie und warum die ökonomische Vernunft uns ihr Gesetz aufzwingen konnte und die Trennung von Arbeit und Leben, von Produktion und Bedürfnissen immer weiter vorantreibt und warum sie die Gesellschaft letztlich spaltet. Man hat ein System zugelassen, das viel freie Zeit schafft, diese aber permanent ökonomisiert, das heißt soziale und schöpferische Tätigkeiten in Dienstleistungen verwandelt. Wirtschaftliches Wachstum schafft so nicht mehr Freiheit, sondern weniger. Autonomes, soziales Handeln – im Sinne von Hannah Arendts »Vita activa« – verliert mehr und mehr seinen Raum. Für André Gorz gilt es, Werte wie Selbstverwirklichung, Gemeinschaft und Emanzipation zu verteidigen – mittels einer neuen Utopie, die die heutige ökonomische Vernunft überwindet.

André Gorz, geboren 1923 in Wien, verbrachte die Kriegsjahre in der Schweiz und ließ sich nach Kriegsende in Paris nieder. Arbeit mit Jean-Paul Sartre an dessen Zeitschrift Les Temps modernes, später bei L’Express und Le Nouvel Observateur. Seine Schriften Abschied vom Proletariat (1980) und Wege ins Paradies – Thesen zur Krise, Automation und Zukunft der Arbeit (1984) waren Kultbücher für die ökologische Linke. 2007 nahm sich André Gorz zusammen mit seiner schwerkranken Frau Dorine das Leben.

»Für gewöhnlich liefern zwanzig Jahre alte Sachbücher keine brauchbare Gegenwartsanalyse. Nicht so die Kritik der ökonomischen Vernunft von André Gorz. Der französische Sozialphilosoph hat das Werk noch vor dem Fall der Berliner Mauer geschrieben – und doch hat man an vielen Stellen den Eindruck, einen aktuellen Text über die Ursachen der Finanz- und Wirtschaftskrise zu lesen.«

Annette Jensen, taz

»Die Krise der Arbeit hat sich seit Gorz’ Kritik nur noch verschärft. Sich mit seinen grundsätzlichen Überlegungen auseinanderzusetzen hat daher nichts an Aktualität verloren – im Gegenteil.«

Barbara Eisermann, SWR 2 Buchkritik

André Gorz ist heute – in, nach oder vor der Krise, wie man’s nimmt – ein Autor für alle. Seine Thesen sind heute durchaus für eine Wiedervorlage geeignet, nicht nur auf den Schreibtischen der Linken, sondern gerade auch auf denen der Verantwortungs- und Entscheidungsträger. Die Neuauflage tut dazu einen guten Dienst.

Josef Bordat, Titel-Magazin